Hexenbrennen in der Oberlausitz - zwischen Brauchtum und Rivalitäten
Hexenhaufen werden immer wieder zu früh vorsätzlich in Brand gesteckt
Datum: 28.04.2024 - 19:20 Uhr
Ort: Kirschau/Salzenforst/Schwarznaußlitz / Deutschland/Sachsen
/ Oberlausitz
In der Oberlausitz ist es eine Tradition, dass am 30. April große Hexenhaufen entzündet werden, um symbolisch die bösen Geister zu vertreiben und den Frühling zu begrüßen.Was in anderen Regionen als Walpurgisnacht oder Maifeuer bekannt ist, wird in der Oberlausitz auch Hexenbrennen genannt. Doch was am Vorfeiertag für ausgelassene Stimmung und ein Highlight in den Dörfern sorgen soll, bringt auch Schattenseiten zum Vorschein. Denn rund um das Hexenfeuer werden auch Rivalitäten zwischen den Ortschaften ausgetragen.
Es ist schon immer Tradition, dass eine Nachtwache den Hexenhaufen bis zum Entzünden bewachen muss. Wer seinen Haufen nicht bewacht, der muss damit rechnen, dass er durch andere Dörfer vorzeitig angezündet wird. Dieser schon lange zurückliegende Brauch wird heute zwar noch vielerorts gelebt, doch ganz zeitgemäß ist er nicht mehr. Denn die Jugendclub, Feuerwehrvereine oder Dorfgemeinschaften haben mit Mitgliedermangel und anderen Herausforderungen zu kämpfen und schaffen es oft nicht, eine ausreichende Nachtwache zu stellen. Deswegen kommt es gerade jetzt an den Nächten vor dem 30. April wieder vermehrt zu brennenden Hexenhaufen.
Für die Feuerwehren ist das eine Mehrbelastung. Es ist durchaus spürbar, dass die Einsatzzahlen in diesem Zeitraum ansteigen und Feuerwehren vermehrt zu solchen Bränden ausrücken. Diese Mehrbelastung fordert nicht nur eine erhöhte Bereitschaft und rasche Reaktionsfähigkeit der Feuerwehrteams, sondern wirft auch Fragen nach der Sicherheit und Nachhaltigkeit dieser Tradition auf. Die Brände stellen nicht nur ein Sicherheitsrisiko für die unmittelbare Umgebung dar, sondern beanspruchen auch wertvolle Ressourcen und Kapazitäten der Feuerwehren, die anderweitig benötigt werden könnten.
Zudem beeinträchtigen die vorzeitigen Feuer das gesellschaftliche Zusammenleben. Was als freudiges Fest beginnen sollte, endet häufig in Frustration und Enttäuschung für diejenigen, die Monate lang Holz gesammelt und Vorbereitungen getroffen haben. Die Vereine als Organisatoren der Feste gehen oft in Vorklasse, mieten Zelte und machen Werbung in der Hoffnung, dass es eine erfolgreiche Veranstaltung geben wird. Brennt der Hexenhaufen vorzeitig ab, führt dies nicht selten zu Spannungen zwischen den Dörfern, die historisch gewachsene Gemeinschaften belasten können.
Die Nachtwache als Teil des Hexenbrennens ist daher nicht nur eine Maßnahme der Vorsicht, sondern auch ein wesentliches Element des Gemeinschaftsgefühls und der Traditionspflege. Mitglieder aus Jugendclubs, Feuerwehrvereinen und Dorfgemeinschaften kommen zusammen, um die Hexenhaufen zu bewachen. Diese Zusammenkünfte bieten eine Gelegenheit zum sozialen Austausch und zur Stärkung der dörflichen Gemeinschaft. Während der Nachtwache finden oft begleitende Aktivitäten statt, wie das Singen traditioneller Lieder, das Erzählen von Geschichten und der Genuss gemeinsamer Mahlzeiten, die das Warten auf das große Ereignis am nächsten Tag verkürzen.
Die Nachtwache symbolisiert somit nicht nur den Schutz des Hexenhaufens vor vorzeitiger Zündung, sondern auch die Wahrung und Weitergabe kultureller Werte an jüngere Generationen. In einer Zeit, in der viele traditionelle Bräuche an Bedeutung verlieren oder sich wandeln, bleibt die Nachtwache ein lebendiger Beweis dafür, dass das Engagement der Gemeinschaft und das Festhalten an Überlieferungen weiterhin einen zentralen Stellenwert haben. Sie zeigt, wie durch gemeinsame Anstrengungen und das Teilen von Verantwortung sowohl kulturelles Erbe gepflegt als auch das Miteinander gestärkt wird.
Unser Material:
Kirschau – Nachtwache am Hexenhaufen:
Begleiten Sie Jens Beddies und weitere Dorfbewohner, die sich versammeln, um ihren Hexenhaufen zu bewachen. Erleben Sie, wie sie bei Lagerfeuer, Getränken und Gesprächen die Nacht durchwachen – eine Tradition, die tief in der Gemeinschaft verwurzelt ist.
Salzenforst – Angriff auf den Hexenhaufen:
In Salzenforst, wo keine Nachtwache stattfindet, wurden die Hexenhaufen vorzeitig angezündet. Unser Material deckt die schnelle Reaktion der Feuerwehr ab, die versucht, das Feuer zu löschen und das noch nicht brennende Holz zu retten.
Schwarznaußlitz – Brandstiftung und O-Ton mit Feuerwehr:
Auch in Schwarznaußlitz griffen Unbekannte den Hexenhaufen an. Die Aufnahmen zeigen die dramatischen Löscharbeiten der Feuerwehr unter großen Flammen. Ein Interview mit dem Gemeindewehrleiter der Feuerwehr Obergurig bietet Einblicke in die Herausforderungen und die Sichtweise der Feuerwehr zu diesen wiederkehrenden Vorfällen.
Görlitz - Polizei äußert ihre Sicht:
Pressesprecher gibt Einblick in das Vorgehen der Polizei, mehr als ein Dutzend Hexenhaufen haben am Wochenende vorzeitig gebrannt. Bei manchen Sachverhalten stehen sogar Straftaten im Raum.
Download Videomaterial Nachtwache und O-Ton Kirschau:
https://download.xcitepress.com/download.php?file=20240428_Nachtwache_Hexenhaufen_Kirschau.mp4
Download Videomaterial Brand Salzenforst:
https://download.xcitepress.com/download.php?file=20240428_Brand_Hexenhaufen_Salzenforst.mp4
Download Videomaterial Brand Schwarznaußlitz:
https://download.xcitepress.com/download.php?file=20240428_Brand_Hexenhaufen_Schwarznausslitz.mp4
Download Videomaterial Taggelder und O-Ton Schwarznaußlitz:
https://download.xcitepress.com/download.php?file=20240428_Tagbilder_Hexenhaufen_Kirschau.mp4
Download O-Ton Polizei:
https://download.xcitepress.com/download.php?file=20240429_Hexenhaufen_Oton_Polizei.mp4
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Unsere O-Töne
- Jens Beddies, Jugendverein Kirschau
- Christian Schletze, Gemeindewehrleiter Obergurig
- Kai Siebenäuger, Pressesprecher Polizeidirektion Görlitz