Verbots-Irrsinn bei beliebter Strandbar und Wasserski-Anlage sorgt für Kopfschütteln: "Hier ist es verboten und hierhin muss ich umziehen(?!)", 70 Meter-Umzug wird zur Existenz-Bedrohung: "Es tut uns in der Seele weh - das verschwindet auf jeden Fall"
kuriose Geschichte: endlich wieder Sommer-Temperaturen, doch selbst der deutsche Wakeboard-Meister ist auf einmal seine Trainingsstätte los
Datum: 16.04.2024 - 22:45 Uhr
Ort: Dresden / Sachsen
Kurz:
Jahrelang war der Standort einer beliebten Wasserski-Anlage samt Strandbar kein Problem, doch nun soll alles abgebaut und 70 Meter entfernt wieder aufgebaut werden - der Grund: ein Landschaftsschutzgebiet. Für den Betreiber ist das Hin und Her existenzbedrohend, Sportler stehen vor dem Aus und in der Bevölkerung sorgt der "Behörden-Irrsinn" für große Fragezeichen.
Ausführlich:
Dresden - Noch immer herrscht Stillstand an der Wasserski-Anlage in Leuben, nachdem die Stadtverwaltung die Nutzung aufgrund einer fehlenden Baugenehmigung untersagte. Der Betreiber muss jetzt mit der Strandbar 70 Meter umziehen und kämpft um eine neue Baugenehmigung, damit er endlich in die Saison starten kann. Sonst könnte das Aus für die beliebte Anlage drohen, schildert er im ausführlichen Interview. Eine Geschichte
Schon seit 2005 ist sie ein großer Anziehungspunkt für die Anwohner und Wassersport-Hotspot der Region: die CABLE Dresden Wasserski-Anlage am Kiessee im Stadtteil Leuben. Hier trainiert auch der amtierende deutsche Wakeboard-Meister Ariano Blenik regelmäßig - zumindest bis zur letzten Saison. Denn in diesem Jahr dreht sich noch keine der Winden, gleiten nur die Gänse und Enten über das Wasser der Kiesgrube.
Dem Betreiber Martin Riedel wurde von der Stadtverwaltung im vergangenen Oktober die Nutzung untersagt. Er muss nun den gesamten oberen Teil der Anlage, also die beliebte Strandbar, Umkleide- und Toilettenhäuschen, Sitzplätze und Strandkörbe komplett abbauen.
Der Weg hierhin führt über ein langjähriges Hin und Her mit der Stadt. Eigentlich liegt die Anlage nämlich im Landschaftsschutzgebiet um den Kiessee, erhielt jedoch in der Vergangenheit zunächst eine Baugenehmigung. Laut Riedel klagte allerdings eine Anwohnerin vor dem Oberlandesgericht gegen den Bebauungsplan der Stadt Dresden - und gewann.
Der Betrieb lief unterdessen weiter, doch irgendwann hatten sich alle Zahnräder zu Ende gedreht, das letzte Verfahren wurde abgeschlossen - die Stadtverwaltung sah 2023 Handlungsbedarf und verlangte den Abbau des oberen Teils, ab 12 Meter hinter dem Ufer, untersagte zudem ab Oktober die weitere Nutzung des Wasserskilifts.
Riedel bemühte sich ab Oktober um eine neue Baugenehmigung, reichte zügig seine Anträge ein und ging auf Änderungswünsche ein. Doch die Verwaltung ließ sich viel Zeit. Bis nach Silvester habe er auf die Antwort warten müssen, wertvolle drei Monate, in denen er schon längst hätte umbauen können, gingen verloren. Nun bangt er um die Zukunft seines Geschäfts, denn er ist auf den Betrieb in der Saison angewiesen.
"Für mich war es wirklich schwierig, weil ich habe jetzt schon Geld verloren. Wenn ich nun noch investieren muss und parallel dabei noch Geld verliere, sind quasi die Umzugskosten doppelt so hoch."
Seit seiner letzten Einreichung im März wartet er nun auf Antwort der Verwaltung, hofft auf eine endgültige Zusage seines Bebauungsplans in den nächsten Tagen. Dann könnten auch endlich wieder die Fahrerinnen und Fahrer auf's Wasser, auch wenn parallel der Umzug laufen müsse.
Da klopfen natürlich auch die Lokalpolitikerinnen und -politiker an, die in der Angelegenheit Potenzial für den anstehenden Kommunalwahlkampf wittern. So war die Entwicklung der Kiesgrube zur offiziellen Badestelle auch vor fünf Jahren schon ein Thema, mit dem zum Beispiel Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert auf Stimmenfang ging. Seitdem passierte: nichts.
Obwohl das Baden offiziell untersagt ist, bleibt der See ein beliebter Anlaufpunkt für Gäste, die nicht nur des öfteren für Grillfeste samt Vermüllung verantwortlich sind, sondern auch für manchen Notarzteinsatz, denn es gibt keine Absicherung der Badestelle durch Fachpersonal.
Seit vielen Jahren engagiert sich deswegen Heike Ahrnert, die CDU-Fraktionschefin im Dresdner Stadtrat für die Wasserskianlage und die Entwicklung der Kiesgrube. Sie sei als Kind noch selbst dort schwimmen gewesen und wolle dies auch endlich wieder für alle Dresdner ermöglichen - offiziell und gesichert. Deswegen sei es begrüßenswert, dass die Stadt sich im Zuge der Bundesgartenschau 2033 nun auch endlich das Areal vornehmen wolle. Dass die Verwaltung allerdings im Prozess mit Riedel nicht zügiger vorankomme findet sie enttäuschend.
"Hier haben wir wieder so einen Fall von einer Kultur des Nicht Entscheidens. Ich glaube, da muss die Verwaltung den Spielraum, den sie hat, besser nutzen. Nicht nur mit Herrn Riedel, sondern auch im Interesse der Sportler und aller Anwohner hier vor Ort, die ja nicht nur die Wasserski Anlage, sondern das ganze Areal gern nutzen wollen. Da könnten wir viel, viel weiter sein und da muss es jetzt schneller gehen."
Dennoch bleibe Gesetz nunmal Gesetz schließt Riedel, und daran halte er sich auch. Er sei in gewisser Weise sogar erleichtert, dass mit dem Umzug dann wenigstens die jahrelange Unsicherheit ein Ende habe. Den Sportlerinnen und -sportlern sei der weitere Weg zum Wasser sicher kein großes Ärgernis, schade sei es eher um die schöne Aussicht, aber so sei es nun. Die Hoffnung auf einen baldigen Saisonstart hat er auf jeden Fall noch nicht aufgegeben, denn trotz des ganzen Hin und Hers sei die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Amt der Stadt bisher gut verlaufen.
DOWNLOAD Schnittbilder + Antexter
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-04-16_schnittbilder_antexter.mp4
DOWNLOAD O-Ton Max Riedel (Betreiber) in Strandbar (muss komplett abgerissen werden)
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-04-16_toene_strandbar.mp4
DOWNLOAD situative Töne (auf neuem Standort, 70 Meter entfernt)
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-04-16_toene_situativ.mp4
DOWNLOAD gemeinsames Gespräch Max Riedel (Betreiber) + Heike Ahnert (CDU Fraktionsvorsitzende Dresden, zuständig für den Wahlkreis)
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-04-16_toene_gemeinsam.mp4
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