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Datum: 16.01.2024 - 17:45 Uhr | Sachsen

Deutsche Großstadt schleift an Geschichte - und sagt niemanden was! Dresdner Sitzbank verliert plötzlich Mahnspruch für Opfer des zweiten Weltkriegs

Niemand weiß was - Stadt veröffentlicht nunmehr Pressemitteilung

Deutsche Großstadt schleift an Geschichte - und sagt niemanden was! Dresdner Sitzbank verliert plötzlich Mahnspruch für Opfer des zweiten Weltkriegs: Niemand weiß was - Stadt veröffentlicht nunmehr Pressemitteilung

Datum: 16.01.2024 - 17:45 Uhr
Ort: Dresden / Sachsen

Etwa einen Monat vor dem Gedenktag zur Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 sorgt eine entfernte Inschrift, die an Dresdens Bombentote erinnerte, für mächtig Aufregung.

Die Gedenkschrift plötzlich verschwunden. Offenbar wurde sie einfach abgeschleift. Die 84-Jährige Gislinde Barska erlebte den zweiten Weltkrieg, kann über die Entfernung nur mit dem Kopf schütteln.

Lange war unklar, wer überhaupt hinter der Entfernung steckt. War es möglicherweise Vandalismus? Oder gab die Stadtverwaltung einen Auftrag? Selbst das Stadtoberhaupt, Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert, soll keine Kenntnis gehabt haben, so Freie Wähler-Fraktionschef-Chef Jens Genschmar im Interview.

Die Stadt Dresden teilte, nachdem man seit gestern Anfragen nur knapp beantwortet, heute Nachmittag schließlich mit, im Zuge der planmäßigen Bauarbeiten auf dem Altmarkt sei die Inschrift entfernt worden. Oberbürgermeister Dirk Hilbert wird zitiert:

"Die Kritik in dieser Angelegenheit ist berechtigt, da wir aus kommunikativer Sicht äußerst unglücklich agiert haben. Bei Veränderungen an einem so sensiblen Erinnerungsort ist eine proaktive Kommunikation dringend erforderlich."

Eine rechtzeitige Information über das geplante Vorgehen sei, so Hilbert, unerlässlich gewesen. In den kommenden Tagen soll auf dem Altmarkt eine Stele errichtet werden. Sie soll neben der Zahl der Toten durch Bomben auch eine zusätzliche Information erhalten.

"Seit 1945 ist der 13. Februar einer der wichtigsten Gedenktage in der Landeshauptstadt Dresden. Seitdem wurde der Gedenktag wiederholt politisch instrumentalisiert und umgedeutet."

In den vergangenen Stunden nutzen auch bekannte rechtsextreme Gruppen die Entfernung der Mahnung für sich, machen der Stadt schwere Vorwürfe. Die AfD Dresden fragt auf ihrem Telegram-Profil bereits nach einer politischen Motivation der Maßnahme. 

Allenfalls sorgte das Thema für Spekulationen und Empörung.

Pressemitteilung Stadt Dresden, 16.01.2024

Die Erinnerungsstelle auf dem Altmarkt markiert bis heute den Ort der Verbrennung von Toten der Luftangriffe auf Dresden und erhielt durch verschiedene Ergänzungen eine adäquate Aufwertung. Aus Anlass der Bombardierung im Februar 1945 erinnern die Dresdnerinnen und Dresdner jedes Jahr am 13. Februar an die Opfer von Nationalsozialismus und Krieg, Hass und Zerstörung. Im Zuge der planmäßigen Bauarbeiten auf dem Altmarkt wurde eine Inschrift auf dem Bauwerk der Tiefgarage entfernt, die zum Erinnerungsort gehört. Das wurde vorab nicht kommuniziert und sorgte so berechtigterweise für viele Fragen in der Bevölkerung dazu.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Die Kritik in dieser Angelegenheit ist berechtigt, da wir aus kommunikativer Sicht äußerst unglücklich agiert haben. Bei Veränderungen an einem so sensiblen Erinnerungsort ist eine proaktive Kommunikation dringend erforderlich. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir durch unser gesellschaftliches Engagement immer wieder unterstrichen, wie wichtig uns die Erinnerungskultur ist, da sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte unserer Stadt ist. Daher wäre in diesem Fall eine rechtzeitige Information über das geplante Vorgehen unerlässlich gewesen. Trotz aller Kritik bin ich den Bürgerinnen und Bürgern dankbar für ihr konstruktives Einmischen. Das verdeutlicht, wie bedeutend dieser Ort im Herzen unserer Stadt ist. Wir werden es jedoch nicht akzeptieren, dass dieser Anlass für Hetze und Verschwörungstheorien genutzt wird."
Im Rahmen des Umbaus des Altmarkts wurde bereits 2019 in Absprachen zwischen dem Amt für Stadtplanung und Mobilität, dem Amt für Kultur und Denkmalschutz, der AG 13. Februar und dem Amt für Wirtschaftsförderung entschieden, die Mahnmale zur Erinnerung umzugestalten. Ergebnis dieser Absprachen war, dass die Gravur in der Lehne der Sitzbank, die gleichzeitig Umfassung des Abgangs zur Tiefgarage ist, entfernt wird. Dies war Bestandteil des Bauvertrages für den Platz. Wiederholt war der Platz der Inschrift an einer Bank in die Kritik geraten, nicht würdig zu sein, weil Menschen vor dem Text sitzen. Außerdem gab es Beschädigungen und wiederholt Graffiti.
2020 war ergänzend zum Text an der Bank und dem Einlass im Boden eine Stele errichtet worden, die über den Ort informiert. Diese Stele wurde im Zuge der Bauarbeiten auf dem Platz 2023 beschädigt und nun erneuert. Abhängig von der Witterung wird sie bis spätestens nächste Woche auf dem Altmarkt wieder platziert.

DOWNLOAD Schnittbilder + O-Ton Jens Genschmar, Freie Wähler Fraktionsvorsitzender Dresden
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-01-16_kranzniederlegung.mp4

DOWNLOAD VOX POP Gislinde Barska (84, erlebte den zweiten Weltkrieg)
https://download.xcitepress.com/download.php?file=2024-01-16_zeitzeugin.mp4

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